Milli

Das Aufschreiben dieser Geschichte hat ungefähr ein Jahr gedauert. Dabei war es weniger der Umfang des Buches selbst, denn mit etwas mehr als 600 Seiten ist „Milli“ nicht der umfangreichste Roman geworden. Aber die Tücken lagen in den vielen Details. Immerhin musste der Kater einige Male dahinscheiden, und da wollte ich natürlich unterschiedliche Wege ins Licht finden, zumal sich im Laufe der Geschichte das Verhältnis zwischen Milli und Frank deutlich verbessert – am Schluss leben sie sogar einvernehmlich und respektvoll zusammen.

Viel interessanter ist die Tatsache, dass es ein reales Vorbild für diesen Kater in meinem eigenen Leben gab. Und auch er war rot. Und hieß Milli. Und bei einigen Szenen des Romans brauchte ich nur an ihn denken. Denn der „leibhaftige“ Milli zeigte gelegentlich Eigenschaften, die – nennen wir es mal so – nicht ganz integer waren. Mir gegenüber hatte er sich stets korrekt verhalten (wenn man von den Macken, die so ein Kater gelegentlich haben kann, die berühmten fünf Minuten halt, einmal absieht), aber einige Besucher fingen sich im Laufe der Zeit an zu beschweren. Anfangs habe ich nicht glauben wollen, was sie über Milli gesagt haben. Doch irgendwann kam der Tag, an dem ich es mit meinen eigenen Augen sehen konnte. Völlig grundlos lauerte Milli einem Besucher in einem anderen Zimmer auf und fiel regelrecht über ihn her. Er biss ihm in die Ferse und zerkratzte seine Wade. Das aber erst Stunden nach dessen Ankunft. Die Ursache für Millis Aggressionen ist nie ergründet worden, zumal es noch zwei oder drei „Auserwählte“ mehr gab. Manche von ihnen hatten auch eine Katze zuhause, sodass wir anfangs meinten, der Geruch eines Konkurrenten könnte seine Reaktion provoziert haben, aber bei anderen Gästen war das nicht der Fall. Es waren sowohl Männer wie auch Frauen betroffen, und es dauerte stets Stunden, bis Milli irgendetwas antrieb, sich über die Besucher herzumachen. Die Ursachenforschung und die daraus resultierenden Erkenntnisse kamen daher über einige Vielleicht-Thesen nie hinaus.

Doch wie dem auch sei. In „Milli“ hat Milli einen respektablen Nachfolger gefunden, und ihm wurde posthum ein kleines Denkmal gesetzt. Trotzdem war es nicht einfach für mich, mir diese stattliche Anzahl von miesen Tricks und Bösartigkeiten auszudenken. Aber letztlich ist so ein Kater auch bloß ein Mensch.

ISBN Paperback 9783981955484

ISBN E-Book 9783948892005

Titelcover Milli