Gestern Mittag ging die Reise vom neuen BER aus los. Das dachte ich anfangs, denn der neue BER (Terminal 5) ist der alte Flughafen Schönefeld. Hier ist alles wie immer und damit auf dem Stand von vor wenigstens 30 Jahren. Aber ich will ja nicht mehr so viel meckern.
Die Ankunft auf dem Istanbuler Flughafen Sabiha Gökcen war planmäßig, die Passkontrolle nervig, weil langes Anstehen unvermeidlich. Doch nach einer Stunde war es geschafft. Da fällt mir ein: Wisst ihr, wer Sabiha Gökcen war? Sie war die Adoptivtochter des Staatsgründers Atatürk und die erste weibliche Pilotin der Türkei. Aber das nur am Rande.
Ein Taxi war schnell herangerufen und schon ging es Richtung Üsküdar, wo ich kurz vor 21 Uhr Ortszeit in meiner Unterkunft eingetroffen bin. Schnell den Koffer abgestellt und ab ins nächstgelegene Restaurant, denn mein Magen knurrte. Auf das Essen im Flieger hatte ich wahrlich keinen Appetit gehabt, umso mehr freute ich mich jetzt auf eine warme Mahlzeit. Da ich nicht das erste Mal in Üsküdar wohne, wusste ich, was mich erwartet.
Eines meiner hiesigen Lieblingsrestaurants ist das Nevmekân, wobei es sich hier um kein klassisches Restaurant, sondern eine Bibliothek mit Gastronomie handelt. Da hier die meisten Gäste Studierende sind, ist das Angebot sehr preiswert und trotzdem ausgesprochen gut. Kurz: Ein ausgezeichnetes Preis-Leistungsverhältnis.
Als Tagessuppe wurde eine Tomatensuppe mit Käse und Croutons (die türkische Variante) angeboten. Zusätzlich entschied ich mich für zwei mit Käse gefüllte Böreks sowie einen Salat mit gebratenem Fischfilet.
Erwähnen möchte ich an dieser Stelle, dass es sich beim Nevmekân um ein von der Stadt Istanbul betriebenes Restaurant handelt. Das bedeutet, hier bekommen Leute ohne Schulabschluss eine Chance zu arbeiten. In gewisser Weise handelt es sich um ein soziales Projekt, bei dem gleich mehrere Zielgruppen profitieren. Ungelernte Arbeitskräfte bekommen einen respektablen Job und aufgrund des Preisniveaus können sich auch Leute mit geringem Einkommen einen Restaurantbesuch leisten.
Nach dem Abendmahl, dass noch keine sieben Euro gekostet hat, gab es noch einen kurzen Spaziergang durchs Wohnviertel. Wie schon bei meinen letzten Besuchen hier kam ich am Obsthändler nicht vorbei. Das Geschäft habe ich noch nie geschlossen gesehen.
Auch die nicht weit entfernte Konditorei hatte um 22 Uhr noch geöffnet und ab und an genehmige ich mir doch ein Stück Torte. Trotz des anstehenden Marathons kann und will ich nicht nur gesunde Kost zu mir nehmen. Der Mensch lebt halt nicht vom Brot allein. Da bin ich keine Ausnahme.